NICO OTTO: In diesem Jahr das Privileg zu haben, mit einem brandneuen 992 GT3 Cup im Porsche Markenpokal 22 fahren zu dürfen, ist ein absolutes Highlight. Da habe ich großes Glück und freue mich, mit diesem Traumauto absolut konkurrenzfähig zu sein. Wir sind auf jeden der acht Renntage optimal vorbereitet.
Was meinst Du, wenn Du mir sagst, Du hast großes Glück, dieses Auto auf der Nordschleife fahren zu dürfen?
Natürlich habe ich mich sportlich qualifiziert, dieses Auto fahren zu können. Und ich habe auch harte Trainingsarbeit investiert, mein Leben auf diesen Sport ausgerichtet und wir haben eine super Konzept erarbeitet.
Ohne meinen Vater Jörg einerseits und ohne unseren Förderer und Freund Peter Becker wäre das alles nicht möglich. Das ist mir bewusst und deshalb werde ich natürlich sehr verantwortungsvoll mit dem Auto und den Ressourcen umgehen. Nichts von dem, was hier an jedem Renn-Wochenende passiert, ist selbstverständlich. Vor allem das Techniker-Team in der Box, das unentwegt, detailverliebt und mit hoher Kompetenz das Auto vorbereitet und optimiert, ist Dreh- und Angelpunkt des Erfolges. Ich möchte in der laufenden Saison mit Topleistungen hinter dem Lenkrad und Platzierungen auf dem Podest etwas für das Team zurückgeben.
Angst habe ich nicht, aber Respekt vor brenzligen Situationen, schweren Rennverläufen und den Positionskämpfen um die Spitze. Deshalb beschäftige ich mich im Training und der Rennvorbereitung systematisch mit dem Unerwarteten und bereite mich sehr intensiv auf unterschiedlichste Rennsituationen vor. Das habe ich schon beim Kartfahren so gemacht, zum Beispiel stundenlang das Gefühl für die Limits auf der regennasser Strecke trainiert. Was mich aktuell weitergebracht hat, sind mentale Trainingsprogramme, die mit einem Sportpsychologen entwickelt worden sind. Sie helfen und unterstützen mich dabei, mich auf den Punkt zu konzentrieren, mich auf ganz bestimmte Handlungsfelder zu fokussieren und fast schon unterbewusst auf Gefahren zu reagieren oder sie vorherzusehen.
Natürlich halte ich mich körperlich fit, ernähre mich gesund und lebe in der Saison sehr vernünftig und bewusst. Und dann ist da noch die intensive Arbeit mit unserem Team. Ich kann dem Team vertrauen und damit auch dem Auto. Dieser Baustein hilft an die Grenzen zu gehen. Ich muss nur fehlerfrei meine Runden drehen.
So ein Rennen ist oft schon nach einer Stunde vorbei? Ist dir der Aufwand eigentlich manchmal nicht zu groß?
Nein, das Drumherum an einem Renn-Wochenende ist doch gerade das, was es ausmacht. Das Zusammenspiel von Fahrern, Kommandostand und Boxen-Team, das hektische Treiben in der Boxengasse übt einen ganz besonderen Reiz aus. Das Arbeiten am Auto bis kurz vor dem Start und nicht zuletzt das gesellige Beisammensein vieler Akteure, Fans, Sponsoren und Medienleuten am Abend vor großen Rennen macht riesigen Spaß. Wir haben an jedem Wochenende Gäste, denen wir einen tiefen Einblick in die Faszination des Rennsportes geben.
Wir insbesondere mein Vater in der Rolle als Gastgeber vermittelt hautnah, was die Erfolgsparameter eines Rennerfolges sind und wie wichtig das Zusammenspiel der beteiligten Akteure dabei ist.
Oft halte ich in der Trainingspause einen kleinen Vortrag über mentale Trainingsmethoden oder erläutere Führungskräften von Unternehmen, worauf es bei uns im Kommandostand ankommt. Ein solches Wochenende ist einfach so viel mehr als ein Autorennen.
Und sehr oft können wir so ganz nebenbei auch etwas Gutes tun. Das liegt mir sehr am Herzen.
Ja, natürlich. Am Rennsamstag bieten wir häufig eine sogenannte Taxifahrt in einem speziell dafür umgebauten Rennwagen über die Nordschleife an. Mit bis zu 70 % der sonst üblichen Maximalgeschwindigkeit gehen wir dabei fahrtechnisch schon ziemlich weit an die Normal-Situationen eines richtigen Rennens. Der Reinerlös dieser Erlebnisfahrten geht an die Stiftung XX-FEHLT-XX.
Das ist mir ein Herzensanliegen. Alles rund um unseren Sport ist oft sehr exklusiv und wird von Menschen betrieben, denen es gut geht. Das gilt auch für unsere Gäste. Wir sollten daher immer auch an die Menschen denken, die Hilfe und Unterstützung benötigen.
Oder ganz einfach gesagt: Etwas von unserem Glück zurückgeben.